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Abkürzungen in allen Branchen

Veröffentlicht am 22. November 2019

Berufs-, Studien- und Laufbahnberater*in wird man durch eine Ausbildung an einer Hochschule. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Ansätze. Die Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) hat sich für eine herausfordernde, innovative Herangehensweise entschieden, die eigentlich längst bekannt ist – aber eben vorwiegend in der beruflichen Grundausbildung.

Die treuen Leser*innen des Blogs wissen es, ich bin seit Anfang Herbst wieder Studentin. Der Weg zur anerkannten Berufs-, Studien- und Laufbahnberaterin führt über eine Hochschule. Ich habe mich trotz geographischer Distanz zum Wohnort für die FHNW in Olten entschieden und werde immer wieder gefragt warum.

Matchentscheidend für diese Wahl war für mich der duale Aufbau des Studiums. Das heisst, alle Student*innen dieses Lehrgangs brauchen zwingend eine Anstellung. Aus 18 Studenten in meinem Jahrgang arbeiten 12 an öffentlichen Berufsinformationszentren (BIZ), 4 bei der Invalidenversicherung (IV) und 2 bei privaten Arbeitgebern. Und ganz ähnlich wie der 16-jährige Bäcker-Konditor-Confiseur-Lernende heisst es auch für uns: Im Betrieb wird angepackt und praktisch gearbeitet – statt mit Teig einfach mit Kunden – und an der (Hoch-)Schule werden Theorien und Instrumente vermittelt.

Im Doing sieht das dann zum Beispiel wie folgt aus: Eines der Module des MAS BSLB beschäftigt sich mit Diagnostik. Gelehrt werden die Konstruktionsprinzipien psychologischer Tests, Grundlagen der Testtheorie genauso wie diagnostische Strategien. Unser mentaler Koffer wird gefüllt mit Wissen über Leistungs-, Persönlichkeits- und Interessenstests.

Zurück im S&B Institut, meiner Praxisstelle, klingelt es am frühen Morgen. Ich lasse Tina in unsere Räumlichkeiten und führe sie in unser Testzimmer. Tina macht eine Laufbahnberatung bei uns und ist heute zum Testen gekommen. Die Kandidatin wirkt leicht nervös, wie mancher Sportler vor einem grossen Wettkampf. Mit Schwimmer*innen kenn ich mich aus, Nervosität dämpfen hab ich als Trainerin gelernt. Es funktioniert auch hier, mit einem warmen Tee, ein paar Basler Läckerli und gutem Zureden. Die Kandidatin startet mit den Tests, welche die Beraterin für sie ausgewählt hat. Mit jedem Test wirkt sie gelassener und ich vertiefe mich in die Auswertung.

Ein bisschen erinnert mich die Ausbildung an Zahnräder, die ineinandergreifen. Bestehend aus theoretischem Input, der sofort praktisch angewandt und dann wieder reflektiert wird. Ich habe das Glück von vielen Experten gleichzeitig zu profitieren und versuche von jeder Begegnung, jedem Gespräch, jeder Vorlesung und jedem Kundenkontakt möglichst viel mitzunehmen, um meinen Koffer mit Wissen und Instrumenten zu füllen und gewinne parallel Arbeitserfahrung im neuen Bereich dazu.

In einem anderen Modul lernen wir verschiedene europäische Berufsbildungssysteme kennen. Sofort sticht dabei ins Auge, dass Länder mit einem dualen Ansatz in der beruflichen Grundausbildung eine markant tiefere Jugendarbeitslosigkeit aufweisen als Länder, die mit rein schulischen Ansätzen operieren. Wenn man die Parallelen ziehen möchte zu unserem Lehrgang, so ist es wohl etwas vermessen, bei einem Durchschnittsalter von 35 noch von Jugend zu sprechen. Aber für mich ist klar: Das System der dualen Ausbildung funktioniert ganz klar auch auf Hochschulstufe und bereitet mich ideal auf meine Tätigkeit als Berufs-, Studien- und Laufbahnberaterin vor. Dafür lohnt sich die Reise aus der Ostschweiz nach Olten.

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